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Erna de Vries Tag 2020

Ems-Zeitung vom 20.11.2020

Niemand soll in Vergessenheit geraten

Wie die Erna-de-Vries-Schule in Lathen an das Schicksal von Opfern des Nationalsozialismus erinnert

Lathen An die Opfer des Nationalsozialismus erinnern und aus dem Grauen der Vergangenheit für die Gegenwart lernen – diesem Anspruch möchte die Erna-de-Vries-Schule in Lathen mit einem eigenen Projekttag gerecht werden. Dieses Jahr stand er unter dem Motto „Gegen das Vergessen“. Mit altersgerechten Projekten haben sich die Schülerinnen und Schüler von verschiedenen Seiten dem Thema genähert.
So wurde in der Grundschule mit dem zentralen Satz „Ich bin ich, jeder ist anders“ Toleranz gelehrt, wie die Schule berichtet. Die Erstklässler gestalteten zudem bunte Geburtstagsgrüße für die Holocaust-Überlebende und Lathener Ehrenbürgerin Erna de Vries, die kürzlich ihren 97. Geburtstag gefeiert hat. Die fünften Klassen widmeten sich dem Leben der Schulpatin, deren Schicksal vor den geschichtlichen Hintergründen der NS-Zeit und der Judenverfolgung beleuchtet wurde. In den Jahrgängen 6 bis 8 ging es um allgemeine Themen wie Ausgrenzung und Mobbing, Respekt und Akzeptanz von Diversität.
Die Schüler der neunten Klassen hatten die Möglichkeit, die Stolpersteine und den jüdischen Friedhof in Lathen zu erkunden. Bei den Stolpersteinen handelt es sich um ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig, der im Jahr 1992 begann, mit im Boden verlegten kleinen Gedenktafeln an das Schicksal der Menschen zu erinnern, die von den Nazis verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Selbstmord getrieben wurden. Sie werden meist vor den Wohnhäusern der NS-Opfer im Gehweg eingelassen und enthalten kurze Informationen über die unzähligen Leben, die von den Deutschen zerstört wurden.
Die kleinen rechteckigen Messingplatten seien eine Erfolgsgeschichte, lernten die Lathener Kinder: Mehr als 46 000 Steine an etwa 1100 Orten sind bis heute in ganz Deutschland und inzwischen in 16 weiteren Ländern Europas, etwa in Belgien, Frankreich, Kroatien, Norwegen, Polen, in der Tschechischen Republik oder in Ungarn, verlegt worden. In Lathen existieren seit 2010 insgesamt 29 Stolpersteine.
Anschließend erstellten die Schülerinnen und Schüler ein Plakat mit Fotos und Informationen zu den einzelnen Familien, die in Lathen zwischen 1933 und 1945 aus unterschiedlichen Gründen verfolgt wurden. Sie setzten sich dabei mit dem Holocaust intensiv auseinander.
Der Abschlussjahrgang beschäftigte sich mit der Gegenwart und der wachsenden Gefahr, die vom politischen Extremismus für die Demokratie und Minderheiten ausgeht. Dieses Projekt wurde von der Polizei vorbereitet.
Aufgrund der Corona-Bestimmungen sei es in diesem Jahr leider nicht möglich gewesen, externe Referenten zu den einzelnen Themenbereichen an der Schule zu empfangen, bedauert Schulleiter Ralf Haustein. pm

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